Mythologischer Textzyklus

Ekstase

Dionysische Ekstase

 

 

Wilde Wogen,

schwappen und branden,

an die brüchigen Küsten,

vager Vernunft.

 

 

Launige Lust,

tobt und tost,

in den geheimen Gewölben,

sanfter Seelen.

 

 

Glutvolle Gier,

verletzt und verzehrt,

befreit das Tier,

das hetzt und begehrt.

 

 

Lachendes Laster,

Quell’ rastloser Reue,

verlässt die Welt im Schwanken,

schon verblichen in Gedanken.

 

 

Max Bauer

Dezember 2018

München

 

Goldener Dionysos
Goldener Dionysos
Träumender Dionysos
Träumender Dionysos

Stimmungen des Augenblicks mit der Symbolkraft von Mythen einfangen und aus heutiger Sicht interpretieren.

Berauscht mit Dionysos

 

Leichtfüßig laufend,

laut lallend und lachend,

anstößig und obszön,

der Rausch mit dir ist schön.

 

Du kannst alle Fesseln lösen,

beendest das lahme Dösen,

das Übermaß ist dein Leben

und es lässt die Welt erbeben.

 

Zur Seele öffnest du stets ein Tor,

lässt Geheimes erblicken,

da drängen Leidenschaften hervor,

verfliegend in wenigen Augenblicken.

 

Wankend wanderst du weiter,

die berauschte Laune bleibt heiter,

doch dämmert immer ein Morgen,

und es verweilen Kummer und Sorgen.

 

Max Bauer

München

September 2019

 

Dionysische Lebenskraft
Dionysische Lebenskraft

Eben Gedachtes, erlebt und schon in Gedanken verblichen.

 

Kairos, der Augenblick

 

Er naht mit schnellen Schritten,

nie ist er auffällig oder beritten,

stets herbeigesehnt, doch oft unerkannt,

meist gering geschätzt und verkannt.

 

Es blitzt seines Messers scharfe Schneide,

scheu sucht er rasch das Weite,

der wallende Schopf ist bereits entglitten,

der kahle Hinterkopf nicht wohl gelitten.

 

Das flinke Nähern leider nicht gesehen,

vorbei, die Zeit des Entscheidens,

Reue folgt, statt dem gedachten Geschehen,

vertan, eine Zeit des zufriedenen Freuens.

 

Der heiß begehrte flüchtige Weggefährte,

der schon in Gedanken ein Hoffen nährte,

ist im Leben der rechte Augenblick,

mit der rechten Wahl, geneigt dem Glück.

 

 

Max Bauer

Dezember 2018

München

 

Vom Zauber

 

Erwähnt ist in uralten Sagen,

die Titanen gleiche Themis,

umrankt von einem Geheimnis,

an dem wir heute oft verzagen.

 

Sie ist weder Wesen, noch Wahl,

sondern Wunsch und heilige Pflicht,

verschleiert ist darauf die heutige Sicht

und macht unser Leben zur Qual.

 

Wir ersehnen aus der Vergangenheit,

jenen edlen, doch so fernen Rest,

der verzaubert jeden Tag in ein Fest

und wir nennen ihn, Gerechtigkeit.

 

 

Max Bauer

München

Juli 2019

 

Grenzgänger

 

Dionysos, berauscht Tanzender,

Wogen der Lust verzehren mich,

Dionysos, tanzend Berauschter,

Wohlgefühl begehren will ich.

 

Dionysos, der ewig Lösende,

der jede Ordnung Verzehrende,

der tiefe Einblicke Gewährende,

wird rasch der zügellos Gierende.

 

Dionysos, schon fröhlich taumelnd,

Gefühle, Geist und Blick erweiternd,

zieht lachend und tanzend weiter,

verlässt stets seine trunkenen Begleiter.

 

Max Bauer

Dezember 2018

München

  

 

Textzyklus über die antiken Heroen

 

Das Leben des Herakles/Herkules in sechs Zeilen beschrieben:

 

Heldenglanz

 

Von Alkmene, einer Jungfrau geboren,

von den Göttern zum Helden erkoren,

durch Hera verfallen mörderischem Wahn,

zu sühnen war der Familienmord fortan,

zwölf Heldentaten erwarben olympische Gnade,

feuriges Vergehen führte auf göttliche Pfade.

 

Max Bauer

München

Juli 2019

 

 

 

Ein Ausdruck des Bedauerns über das Fehlen der Tapferen in der Gegenwart:

  

Odysseus

 

Held der homerischen Sagen,

bestandest Poseidons Aufgaben,

zäher Heros an fremden Gestaden,

kämpftest listig, ohne zu verzagen.

 

Ins Heute wurden Heldenlieder getragen,

belächelt als Epen aus vergangenen Tagen,

es fehlen die Tapferen, die Neues wagen,

Mut und Weisheit sind nur noch zu beklagen. 

 

Max Bauer

München

August 2019

 

 

Flüchtiger Augenblick
Flüchtiger Augenblick
Hermes der Seelenbegleiter
Hermes der Seelenbegleiter
Hermes der wandelbare
Hermes der wandelbare